Nordlicht

SEITE 4 - NR. 45 DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020 VERANSTALTUNGEN BERLIN /DPA – Diesen Herbst ist es 35 Jahre her, dass ein Film in die westdeutschen Ki- nos kam, den nicht nur viele Freunde des Zeitreisens für immer in ihre Herzen ge- schlossen haben, sondern der auch das vielleicht be- kannteste Werk eines ameri- kanischen Regisseurs ist: „Zu- rück in die Zukunft“ mit Mi- chael J. Fox in der großarti- gen Hauptrolle. Der Name des Regisseurs: Robert Zeme- ckis. Zemeckis, der nach 1985 noch weitere Hits ins Kino hat bringen können, man denke nur an „Forrest Gump“, ist immer noch aktiv als Fil- memacher, auch wenn er an die großen Erfolge der 1980er und 1990er Jahr nicht so ganz mehr hat anschließen kön- nen. Jetzt bringt Zemeckis, der im kommenden Mai 69 wird, einen neuen Spielfilm heraus: „The Witches“, der bei uns als „Hexen hexen“ star- tet, geht zurück auf ein gleichnamiges Buch des Kin- derbuchautors Roald Dahl („Charlie und die Schokola- denfabrik“). In der schwarz- humorigen Geschichte geht es um einen jungen Waisen- jungen, der Ende 1967 zu sei- ner Großmutter in die Stadt Demopolis, gelegen im südli- chen US-Bundesstaat Alaba- ma, zieht. Diese Großmutter nimmt sich voller Fürsorge und Liebe des Kleinen an; im englischsprachigen Trailer zum Film hört man den Jun- gen sagen: „Grandma war eine toughe Lady mit einem großen Herz“. Dann aber ge- schehen die unglaublichsten Dinge: Mit echten Hexen be- kommen es die Grandma und ihr Enkel zu tun, auch wenn sich diese nicht unbe- dingt auf den ersten Blick als solche zu erkennen geben. In ihren exzentrischen und sehr glamourösen Klei- dern jedenfalls sehen die hexenden Damen zunächst gar nicht so schlimm aus. In ein Seebad flüchten sich En- kel und Großmama, doch ausgerechnet dort trifft sich die von Anne Hathaway ver- körperte Großmeisterhexe mit spukenden und hexen- den Weggefährtinnen aus al- ler Welt. Kurzerhand verwan- delt die Hexen-Anführerin denn auch unseren armen Hauptdarsteller in eine Maus. Die musikalische Begleitung kommt erneut, wie bei fast allen Filmen von Zemeckis, von Alan Silvestri; am Dreh- buch mitgewirkt hat auch Guillermo del Toro („Pans La- byrinth“). Anne Hathaway als Hexe in „Hexen hexen“. DPA-BILD: DANIEL SMITH/WARNER BROS. Schwarzhumoriger Film von Robert Zemeckis VORSTELLUNG „Hexen hexen“ mit Anne Hathaway startet in dieser Woche in den Kinos BERLIN /DPA – Auf ein buntes Oeuvre blickt Julia von Heinz bereits zurück: Die 1976 gebo- rene Filmemacherin drehte Werke wie den Kinderfilm „Hanni & Nanni 2“, die roman- tische Komödie „Hannas Rei- se“, die Hape-Kerkeling-Buch- adaption „Ich bin dann mal weg“ und einen gelobten Tat- ort. Nun legt sie ein Politdra- ma vor, wie man es seit eini- gen Jahren nicht mehr gese- hen hat im deutschen Kino. „Und morgen die ganze Welt“ jedenfalls schreckt vor den ganz großen Fragen rund um die Legitimität von politi- schem und auch gewalttäti- gemWiderstand nicht zurück. Es geht um eine antifa- schistische Jugendclique, die es mit Nazis und einer, offen- sichtlich der AFD nachemp- fundenen Partei aufnimmt. Als überzeugende Hauptfigur zu sehen ist in diesem Werk Mala Emde (Filme wie „303“, „Wir töten Stella“). An ihrer Seite spielen in dieser deutsch-französischen Kopro- duktion Victoria Trauttmans- dorff, Noah Saavedra und Andreas Lust. Luisa stammt aus soge- nanntem „guten Hause“. Ein Anwesen auf dem Land nen- nen die Eltern ihr Eigen, man pflegt alte Rituale, so etwa die gemeinschaftliche Jagd. Die Tochter studiert zwar artig Ju- ra, nebenbei aber engagiert sie sich als Antifaschistin, stellt sich gar bei einer Polit- WG vor – von der sie schließ- lich aufgenommen wird. Nicht nur Kommilitonin und beste Freundin Batte ist mit von der Partie, sondern auch zwei junge Männer namens Alfa und Lenor. Die beiden schrecken auch vor Taten, die über Tortenwürfe ins Gesicht von rechten Politikern hi- nausgehen, nicht zurück. Im Bannkreis der beiden jungen Männer beginnt sich die anfänglich skeptische Lui- sa ebenfalls zu radikalisieren. Immer wieder wird sie nun vor Fragen gestellt, bei deren Lösung ihr das Jurastudium allein kein Wegweiser sein kann. Dass sie sich zusätzlich hingezogen fühlt zu Alfa, der sich immer mehr zum Antifa- Leitwolf entwickelt, macht die Sache für Luisa nicht unkom- plizierter. Die besten Dialoge nützen nichts, wenn sie in den Mün- dern durchschnittlicher Dar- steller landen. Julia von Heinz, die das Drehbuch zum Film zusammen mit ihrem Mann John Quester verfasst hat, ver- steht aber nicht nur etwas von Timing und nicht allzu ge- künstelt klingenden Filmsen- tenzen (und verfügt damit über eine im deutschen Kino nicht selbstverständliche Be- gabung). Sie versteht es auch, diese Dialoge amSet durch ihr Ensemble auf authentische Art zur Aufführung bringen zu lassen. Exemplarisch sei die Szene genannt, in der sich Luisa erst- mals der Antifagruppe rund um Alfa vorstellt. Auf die Fra- ge „Wovon lebst du?“, lässt Em- de ihre Luisa auf eine so sym- pathische wie glaubwürdige Art „Im Moment noch von meinen Eltern“ mehr stottern denn sagen: Ein wunderbarer Moment, in dem die bisherige Vita der Jurastudentin mit- schwingt genauso wie Luisas Angst, sie könne von den schon etablierten Linken als verwöhntes, mal auf ein biss- chen politischen Radau geiles Töchterchen aus hohem Hau- se abgestempelt werden. Ohnehin sind es vor allem die Momente, in denen Anti- fa-interne Rituale präsentiert werden, die diesem Film eine teils fast dokumentarisch an- mutende Authentizität verlei- hen. Was einen simplen und doch wichtigen Grund hat: Die Regisseurin selbst hat sich in ihrer Jugend über Jahre hin in wohl ganz ähnlichen Zu- sammenhängen bewegt, wie sie hier nun gezeigt werden. Heinz, dieses Gefühl lässt einen über fast zwei Stunden nicht los, kennt sich aus in der linken Szene. Sie weiß auch mit kleinsten Details zu beeindrucken. Als sich Luisa, Alfa und Lenor et- wa bei einem Alt-Linken ver- stecken müssen, erfährt man nicht nur, dass dieser Dietmar mal einen Ruf als Bombenle- ger hatte, kurz sieht man auch Dietmars Hörgerät. So viel Mühe sich Heinz aber gibt bei der Figurenzeichnung im lin- ken Milieu, so holzschnitt- artig bleibt ihr Blick auf die Gegner: Die Rechten in „Und morgen die ganze Welt“ sind nicht viel mehr als eine amor- phe Masse dunkel gewandeter Brüllhälse. Julia von Heinz legt einen Film vor, über den man reden, diskutieren kann – ja, viel- leicht muss. Fällt er doch in eine Zeit, in der Themen wie antifaschistischerWiderstand, rechte Gewalt und ähnliches mehr nicht nur bei uns, son- dern etwa auch in den USA Thema sind. Teils fühlt man sich zudem 16 Jahre in der deutschen Kinohistorie zu- rückversetzt: Manches in „Und morgen die ganze Welt“ erinnert an „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Hans Wein- gartner. Auch damals ging es drei Mittzwanzigern (gespielt von Daniel Brühl, Julia Jentsch, Stipe Erceg) darum, ir- gendwie irgendetwas zu ver- ändern. Der anarchistische Drive der „fetten Jahre“ war ein an- derer, und doch ähnelt die Ge- samtkonstruktion von „Und morgen...“ an dieses Polit- und Gesellschaftsdrama von 2004. „Die fetten Jahre“ waren da- mals eingeladen in den Wett- bewerb des Filmfestivals von Cannes, was vorher länger kei- ner deutschsprachigen Pro- duktion gelungen war. „Und morgen die ganze Welt“ hat vor einigen Wochen nicht viel kleiner begonnen: mit einer beachteten Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig. KINO Politdrama „Und morgen die ganze Welt“ startet in Deutschland – Film auch auf dem Filmfest Venedig Im Kampf gegen rechtsextreme Ideologien Mala Emde als Luisa in „Und morgen die ganze Welt“. DPA-BILD: ALAMODE FILM BERLIN /DPA – Lucky Luke und Jolly Jumper, Winnetou und Iltschi: In der Film- und Fern- sehgeschichte gibt es viele be- sondere Beziehungen zwi- schen Pferd und Reiter. Die zwischen dem Sioux-Jungen Yakari und seinem Pferd Klei- ner Donner ist auch so eine. Immer schon – könnten die Fans der gleichnamigen, jahr- zehntealten Comics oder der Fernsehserie denken, verband die beiden eine innige Freund- schaft. Ein neuer Film, der in dieser Woche in den Kinos startet, zeigt aber, dass Yakari und Kleiner Donner, das unge- stüme Wildpferd, erst Vertrau- en zueinander fassen, erst Freunde werden mussten. So viel sei verraten: Yakari hilft dem Pferd aus einer ziemlichen Klemme. Damit ist nicht nur die Grundlage für die Freundschaft gelegt, son- dern auch für ein anderes wichtiges Element der Ge- schichte. Yakaris Beschützer- geist Großer Adler schenkt ihm die Gabe, mit Tieren zu sprechen – „Für deinen Mut und deine Güte“. Kinderheld „Yakari“ kommtinsKino

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUzODc=